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Tourkritik

Svartälven 17. – 26.06.2004


Donnerstag/Freitag 17./18.06.

Los geht' s um 18:00 in Neulussheim. Gut ausgerüstet mit Yvonnes Frikadellen (+ reichlich Schokoriegel) machen wir uns auf den Weg nach Norden und erreichen nach relativ problemloser Fahrt um ca. 0:00 die erste Fähre: Puttgarden – Rodby.
An Bord gönnen wir uns Kaffee – und kaufen Bier für den ersten Abend "in der Wildnis". Danach kommt das unangenehme Stück Autofahrt durch Dänemark bis Helsingör, wo wir um 3:00 ankommen, aber leider erst um 3:50 die nächste Fähre nach Helsingborg abfährt. Endlich in Schweden angekommen fahren wir noch ca. 1 Stunde weiter, bis dann doch die Müdigkeit (und Vernunft) siegt und wir uns 1 ½  Stunden Schlaf am Straßenrand gönnen.
Jetzt kann es weiter gehen – allerdings erst nach einem ordentlichen Frühstück. Wir klappern einige Raststätten erfolglos ab, bis wir an der Raststätte "Langan" fündig werden. Hier gibt es zu einem vernünftigen Preis ein ordentliches Frühstücksbuffet – jetzt genau das richtige für uns. Die Raststätte ist übrigens für Touristen auch wegen dem dortigen "Elchland" interessant – mit Elchgehege, Souvenir-Shop usw.
Wir fahren weiter bis Jönköping und dann den Vätternsee entlang – unterbrochen von einer kurzen Rast am Badeplatz Vanermo. Während wir uns ein zweites Frühstück vor dieser schönen Kulisse gönnen, beobachten wir einige schwedische Kinder, die bei 16°C Lufttemperatur im Wasser planschen.
Weiter geht es bis Askersund, dann biegen wir ab nach Laxa und erreichen über Degernfors endlich Karlskoga. Im Supermarkt kaufen wir Steaks fürs erste Abendessen und sind um ca. 14:00 Uhr beim Kanuverleih "Valåsens Kanot". Der sieht auf den ersten Blick nicht sehr einladend aus: ein Bauwagen, der schon bessere Tage gesehen hat und einige in der Nähe gelagerte Kanus.
Per Handy erreichen wir Francis vom Kanuverleih, der dann auch prompt ½ Stunde später mit unserem Kanu eintrifft. In der Zwischenzeit haben wir uns Outdoor-kompatibel umgezogen und verstauen nach Francis' Eintreffen schnell unser Gepäck, denn wir wollen heute noch einige Stunden paddeln und dann ein Camp ansteuern. Unterwegs erzählt uns Francis von 1,5-m-Hechten, die gelegentlich auf den größeren Seen unserer Tour gefangen werden. Auch von einem Wolfsrudel, das nördlich von Karlskoga lebt und sich ab und zu ein Schaf holt, weis er zu berichten. Während Francis seine Geschichten erzählt, schweifen meine Gedanken ab. Denn langsam steigt die Anspannung: werden wir dieses Jahr nach erbittertem Kampf mit einem 1,8-m-Hecht endlich Einzug in die "Hall Of Fame" des Angelns – nämlich die Titelseite des "Angelen Dagbladet" halten? Über diesem Gedanken döse ich während der Autofahrt (fast 1 ½ Stunden!) zum Tourstart in Tyfors kurz ein – und bin dann schlagartig wieder hellwach: verdammt – wir müssen ja die ganze Strecke wieder zurück paddeln! Werden wir das schaffen? Wird uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen? Was ist, wenn einer unterwegs die Masern bekommt?
Doch Spaß bei Seite: wir kommen endlich an. Jetzt gilt es Kanu und Ausrüstung abzuladen, Francis gibt uns die benötigten Landkarten (und wir ihm unser Geld), wir verabschieden uns – da ist es wieder, das komische Gefühl, wenn man dann plötzlich alleine in der Wildnis ist: man fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes "ausgesetzt".
Wir starten um ca. 16:00 Uhr – endlich geht es los! Bei der Abfahrt in Karlskoga hat noch die Sonne geschienen, doch jetzt wird das Wetter zunehmend unangenehm. Zunächst ist überwiegend Seenpaddeln angesagt: wir paddeln über den fast zur See-Breite aufgestauten Svartälven – praktisch ohne Strömung. Es geht bei wechselndem Wetter (stark bewölkt, Windböen, zeitweise Regenschauer) durch die immer wieder aufs Neue eindrucksvolle schwedische Landschaft.
Trotz Müdigkeit und anderer "Unannehmlichkeiten" (mehrere Regenpausen, 3x umtragen, beim Umtragen von kleinen Moskitoscharen verfolgt) paddeln wir an mehreren Lagerstellen vorbei bis wir endlich nach 12 – 13 km das erste schöne Camp erreichen: Gustavström. Das liegt zwar in der Nähe der Straße, aber doch recht schön an einem Bachzulauf (Frischwasser!) und hat eine Feuerstelle, eine Schutzhütte + Trockenklo.
Zudem sieht der Svartälven hier wirklich wie ein Fluss aus – und wir haben einen kleinen Sandstrand. Jetzt können wir uns endlich nach langer Autofahrt und einer doch recht langen Paddeletappe entspannen. Das Zelt wird aufgebaut, Feuer gemacht und der Abend klingt aus (bzw. erreicht seinen Höhepunkt) mit Steaks, Bier und unserem "Schwedentee" (Fixmalve, mit reichlich Zucker und nicht zuwenig 54%igem-Rum – zukünftig als TmR abgekürzt). Apropos Steak: hierbei soll meine neue Steakpfanne Marke Ikea (wie passend) aus beschichtetem Aluguss – die uns auch bei späteren Gelegenheiten gute Dienste erwiesen hat – nicht unerwähnt bleiben. Die abendliche Harmonie wird lediglich durch Michaels stinkende Cohibas etwas beeinträchtigt – aber es ist halt nichts perfekt. Gegen 0:00 rufen uns die Schlafsäcke immer lauter – das können wir irgendwann nicht mehr ignorieren.

Samstag 19.06.

Wir schlafen bis 9:00 und sind einigermaßen überrascht: das Wetter ist besser als erwartet! Das Thermometer zeigt 17°C – in der Sonne sogar 20°C. Beim Frühstück bekommen wir Besuch von einer Ente: es hat sich also auch bis hierher herumgesprochen, das Outdoorer kaum eine Gefahr darstellen – dafür aber gerne ein paar Brotkrümel spendieren.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Camp "Vraket" oder "Vintersjön". Kaum haben wir 1 Stunde gepaddelt, wird das Wetter wieder schlechter. Wir legen eine kurze Regenpause auf einer Insel ein – gelobt sei der Erfinder der Prinzenrolle! Bei leichtem Regen paddeln wir weiter. Kurz vor dem Umtragen bei "Älvsjöhyttan" setzt starker Regen ein.
Wir bringen Boot und Ausrüstung an Land und legen eine Zwangspause von 2-3 Stunden in einer Schutzhütte direkt vor dem Wiedereinsetzen ein. Nach einigen TmR sind wir ausreichend gestärkt um trotz (inzwischen schwächerem – oder kommt es uns nur so vor?) Regen weiter zu paddeln. Den Rest der Tagesetappe legen wir bei leichtem Regen mit mehreren "Schauer-bedingten" Pausen zurück.Zur Krönung des Tages reißt sich ein kleiner Hecht bei dem Versuch, ihn ins Boot zu holen, vom Haken.  Doch das Glück wendet sich: der nächste Hecht – immerhin ca. 55 cm "groß" – beißt an und wird sicher ins Boot geholt.
Um ca. 20:30 Uhr erreichen wir Camp "Vraket" – bis zum nächsten Camp wollten wir dann doch bei diesen Bedingungen nicht mehr weiter paddeln. Das Camp bietet eine Schutzhütte, 2 Feuerstellen mit Grill, Brennholz, Axt, Säge und einen großen Zeltplatz. Bei "stabilem" Regen und 10,5°C (!!) ist jetzt ein Linseneintopf mit Würstchen (ganz recht – und hinterher einige TmR) genau das Richtige! Plötzlich und völlig unerwartet legt der Regen gegen 23 Uhr eine Pause ein. Die nutzen wir eiskalt, um Feuer zu machen und den Hecht zu grillen. Kaum ist der Fisch verspeist, setzt der Regen wieder ein und hält die ganze Nacht durch.

Sonntag 20.06.

Von wegen Sonntag – leichter Regen und 11,5°C! Wir quälen uns aus dem Zelt – dann ein letzter Schauer und die Sonne zeigt sich endlich wieder. Wir genießen unser Frühstück bei angenehmen Temperaturen und paddeln dann weiter Richtung Camp "Avlägget".
Zunächst geht es in Mäanderform weiter den Svartälven hinunter. Der Wind (natürlich Gegenwind) wird immer stärker und besonders auf den bald folgenden See-Etappen (Vintersjön und Flaxen) zum Ärgernis. Wir legen jeweils an den Camps "Vintersjön" und "Risforsberget" eine kurze Rast ein. Auf dem Weg zum Camp "Avlägget" müssen wir 2x umtragen – bei "Örlingsdammen" und "Silvergruvan". Letzteres ist übrigens eine schöne, idyllisch gelegene kleine Siedlung mit – wie der Name des Ortes schon verrät – einer ehemaligen Silbermine (hier ein kleines Holzhaus, das wäre doch was…).
Kurz vor "Silvergruvan" hat Michael einen großen Fisch an der Angel, der sich aber leider wieder vom Haken reißen kann. Auch "Wetter-technisch" wendet sich unser Glück wieder – auf der nach "Silvergruvan" folgenden längeren Flussetappe zu unserem Tagesziel "Avlägget" setzt wieder Regen ein. Zwei größere Schauer erzwingen kurze Zwangspausen, dann stabilisiert sich das Ganze auf Nieselregenniveau und wir erreichen bald darauf das Camp.
Kurz vorher riechen wir Feuer – und bald ist klar: das Camp ist belegt. Eine "internationale" (Deutsche, Schweden, ?) Gruppe von Studenten der Uni Uppsala –  die einen Tag vor uns gestartet war – hat schon mal Feuer für uns gemacht (sehr angenehm!!!). Es gibt glücklicherweise auch für unser Zelt noch einen Platz und so gesellen wir uns dazu (Campausstattung: Schutzhütte, Trockenklo, gemauerte, hohe Feuerstelle und reichlich Zeltplatz). Eine kurze Regenpause nutzen wir, um unser Abendessen zuzubereiten: Bratkartoffeln mit Schinken und Zwiebeln sind bei diesem Wetter und nach einem anstrengenden Tag genau das Richtige! Kaum haben wir unsere Pfanne geleert, setzt wieder Regen ein. Jetzt noch einige TmR, dann ruft der Schlafsack: der anerkannt beste Platz bei Regen und 8,5 °C! Es regnet übrigens die ganze Nacht heftig weiter.

Montag 21.06.

Am nächsten Tag wechseln sich dann Sonne und Regen ab. Als Folge des nächtlichen Regens will das Feuer nicht so recht brennen: alles ist nass. Wir frühstücken gewohnt deftig (Dosenwurst usw.) während unsere studentischen Freunde sich in der Bio-Ecke bedienen: Sie stellen sich bei deren Müslibuffet in einer Reihe an: im ersten Topf ist heißes Wasser, dann kommt Milchpulver und zu guter Letzt der Bottich mit Trockenfutter. (…)
Weil wir heute die längste Etappe vor uns haben, wollen wir zeitig los: 22 – 23 km überwiegend über Seen warten auf uns! Doch ein längerer Schauer macht uns einen Strich durch die Rechnung (bzw. bietet Michael die Gelegenheit für ein kleines Nickerchen).
Als sich das Wetter endlich bessert, packen wir unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg – zunächst nach Hällefors. Bis dahin sind es ca. 4 km, dann ist Umtragen – fast quer durch Hällefors, aber mit Kanuwagen kein Problem – angesagt.
In Hällefors, einer für hiesige Verhältnisse fast schon großen Stadt, nutzen wir die Gelegenheit, unsere Vorräte aufzufüllen bzw. decken uns mit Frischfleisch und Eiern ein. Kurz noch die dortige Kirche angeschaut und es geht weiter auf dem Svartälven, der sich gemütlich in Richtung des ca. 9 km langen Sees "Torrvarpen" dahin schlängelt.
Die Wetterlage verursacht gemischte Gefühle: es wird zwar immer sonniger, aber der Wind bläst uns recht kräftig entgegen. Besonders unangenehm wird das, als der Fluss wieder mal zum See ("Torrvarpen") wird und die Einfahrt in den See zur Schaukelei ausartet. Wir kämpfen uns durch die Wellen auf die linke (östliche) Seite des Sees und fahren dort in Ufernähe entlang. Jetzt erinnern wir uns an des Kanuverleihers Warnung, bei Wind nicht das Camp "Storsand" (Westseite) anzufahren, weil man von dort aus fast keine Chance hat, die andere Seite zu erreichen. Nun glauben wir ihm. Aber nichts ist so schlecht, dass es nicht auch etwas Gutes hätte: wir machen die Erfahrung, dass man – wenn's darauf ankommt – erheblich mehr leisten kann, als man sich selbst zutraut.
Unterwegs versuche ich, Michael (und mich selbst) mit philosophischen Überlegungen der Art "auch der längste Weg besteht nur aus einer begrenzten Anzahl von einzelnen Schritten" aufzubauen. Ob es wohl geholfen hat? Na ja, er hat mich nicht aus dem Boot geworfen und es hat uns zumindest für einige Minuten abgelenkt.
Nachdem sich der See also zunächst von seiner feindseligen Seite gezeigt hat, legt sich der Wind dann nach ca. 2/3 Seelänge. Plötzlich wissen wir wieder, warum wir hier sind: ein spiegelglatter See unter uns, wolkenloser Himmel über uns, das Ganze eingerahmt von herrlicher, natürlicher Landschaft – wir könnten so stundenlang weiter paddeln.
Jetzt kommen wir sehr zügig voran. Vor dem Übergang in den "Södra Torrvarpen" machen wir eine kleine "Schokoriegel-Rast" und betrachten den friedlichen See, der noch 1 Stunde vorher ein ganz anderes Bild bot. Wir erleben die typische Abendstimmung auf schwedischen Seen: ruhiges Wasser, eine Sonne, die nur widerwillig untergehen will und immer wieder Biber, die mit einem lauten Platschen untertauchen, sowie sie uns sehen.
Bald erreichen wir die Umtragestelle "Älvestorp". Nach dem Wiedereinsetzen unseres Bootes ist es nur noch ca. 1 km zum Camp "Knuffudden", das wir erst nach 23 Uhr erreichen. Das Camp bietet eine Feuerstelle mit Bänken, eine Schutzhütte, das übliche Trockenklo und eine große Wiese, die Zeltplatz für eine halbe Armee bietet. Schnell baut Michael unser Zelt auf, während ich Feuer mache. Dann wird das Abendessen zubereitet: das in Hällefors gekaufte Gulasch wird mit Zwiebeln verfeinert, dazu gibt es reichlich Nudeln. Anschließend genießen wir diverse TmR am Lagerfeuer, dann dauert es nicht mehr lange, bis wir dem Ruf der Schlafsäcke folgen: nach diesem Marathontag sind wir doch reichlich erledigt.

Dienstag 22.06.

Der neue Tag bringt dann typisches Schwedenwetter: Sonne und Wolken wechseln sich ab. Mit Blick zum Himmel erwischen wir einen günstigen Moment und springen (na ja – mehr oder weniger) ins Wasser. Endlich ist Baden mit Komplettreinigung möglich. Danach sind wir sauber und frisch – ein tolles Gefühl.
So schmeckt das anschließende Frühstück – Eier aus Hällefors werden zusammen mit Schinken in die Pfanne geworfen – doppelt gut. Doch bald darauf wird das Wetter immer unbeständiger – Sonne und Regenschauer in kurzem Wechsel. Daher – und weil wir weiter sind, als geplant (nur noch 2 Tagestouren + kurze Etappe zum Ziel) – entschließen wir uns für einen "Lagertag". Das bedeutet: Messer schleifen, angeln, Lagerfeuer, gemütliches Essen und diverse TmR. Gegen Abend hört der Regen dann auf – und hat die Luft auf knapp unter 10°C abgekühlt.

Mittwoch 23.06.

Am folgenden Tag weckt uns die Sonne auf, knallt ins Zelt, treibt uns regelrecht aus den Schlafsäcken. Frühstück im Sonnenschein, bei angenehmen Temperaturen und allerbester Laune – so haben wir uns das vorgestellt. Wir trocknen unser Zelt und lüften Schlafsäcke, Matten und Kleidung in Sonne und leichtem Wind.
Gegen 13 Uhr starten wir gemütlich zur nächsten Etappe: Ziel ist das Camp "Flosjönäset" – ca. 8 km entfernt. Unterwegs angeln wir – wiederum nur mit mäßigem Erfolg. Bei angenehmen Temperaturen und zum Ende hin wieder auffrischendem Wind erreichen wir das Camp nach ca. 4 Stunden. Es liegt am Ende einer Bucht auf einem Felsvorsprung. Passend zum bizarren Bild "krallt" sich eine große Kiefer mit den Wurzeln auf den nackten Fels. Die Landschaft erinnert hier inzwischen zunehmend an die der Schären.
Weil im Kiefern- und Birkenwald in unmittelbarer Umgebung der Schutzhütte (mit Feuerstelle und üblichem Trockenklo) kein geeigneter Zeltplatz ist (ca. 50m entfernt im Wald sind 2 Plätze) und der Wind immer mehr zum Sturm wird, stellen wir kurzerhand unser Innenzelt in die große Schutzhütte. Die Öffnung der Schutzhütte verdecken wir zur Hälfte mit einer Plane – so sind wir vor Sturm und Regen geschützt (was sich in den folgenden Stunden als gut erweist).
Dann kommen die restlichen Vorbereitungen für den Abend: Holzhacken ist angesagt – und wir versuchen unser Glück beim Angeln (wieder ohne Erfolg – Ausbeute: 1 Rotauge + 1 Barsch, der sich wieder vom Haken reißt). Wir genießen den mit 21°C bisher wärmsten Tag – selbst um 19 Uhr haben wir noch ca. 19°C (trotz heftigem Wind)!
Zum Sturm gesellt sich im Laufe der Nacht noch Regen – man liegt im Zelt und wartet darauf, mitsamt der Schutzhütte über den See geweht zu werden.

Donnerstag 24.06.

Der nächste Tag fängt so an, wie der vorherige aufgehört hat: mit Wind und Regen!
Bei diesem Wetter dösen wir bis 12 Uhr im Zelt und frühstücken dann ausgiebig. Als die Regenpausen länger werden, packen wir unsere Ausrüstung zusammen und warten – immer mit Blick zum Himmel – einen geeigneten Zeitpunkt (mit Trocken-heitsgarantie zumindest für 20 Minuten) zum Lospaddeln ab. Es wird 17 Uhr, bis wir starten können.
Wir paddeln durch eine beeindruckende Landschaft mit von Wind und Wasser abgeschliffenen Felsen – gewissermaßen Schären im Binnenland. Auf einigen aus den Seen ragenden Felsen wachsen "Bonsai-Kiefern" – kleine, knorrige Bäume, die sich anscheinend schon seit Jahrzehnten (ohne Erde) auf ihrem Felsen festkrallen. Von was leben denn die?
Auf dem Weg zum Camp "Tväranstorp" müssen wir 3-mal Umtragen – jeweils mit Prinzenrollen- und Dosenwurst-Pause. Kaum zu glauben, wir erreichen noch vor 23 Uhr das Lager ohne unterwegs richtig nass geworden zu sein. Und das, obwohl es die ganze Zeit über um uns herum von "schwangeren" Wolken nur so gewimmelt hat (man kann ja auch mal Glück haben!).
Der allgemeinen Feuchtigkeit wegen kriegen wir nur mühsam ein halbwegs vernünftiges Feuer zu Stande. Aus praktischen Erwägungen heraus stellen wir wieder einfach unser Innenzelt in die Schutzhütte. Die warme Mahlzeit verschieben wir angesichts der späten Stunde auf den nächsten Morgen – ein paar Brote + TmR reichen auch mal.
In der Schutzhütte gibt es ein Gästebuch – mit vielen unterhaltsamen Einträgen zum Schmökern. Ein Eintrag berichtet von einer Gruppe mit 9 Kanus, die einige Jahre zuvor auch die Svartälven-Tour gepaddelt ist. Demnach ist nur eines der Boote von "Tväranstorp" aus die Tour zu Ende gefahren – alle anderen haben irgendwo unterwegs aufgegeben. Nun, das macht uns schon ein bisschen stolz…
Das Camp liegt übrigens recht schön – nur Schutzhütte und Feuerstelle sind leider etwas zu weit vom Wasser entfernt – in einem kleinen Wäldchen oberhalb vom See. An- und Ablegen sind etwas problematisch bzw. kaum trockenen Fußes zu erledigen – dazu ist einfach zu wenig Wasser über der Sandbank.

Freitag 25.06.

Kann das war sein – es ist schon Freitag!? Unser letzter Tag auf "See". Bei trockenem, aber fast bedecktem Wetter machen wir Feuer und holen das Abendessen nach: Pfanni sei Dank – es gibt Bauernfrühstück aus der IKEA-Pfanne.
Gegen 14 Uhr starten wir in Richtung Karlskoga. Unterwegs verwandelt sich der See wieder in einen (breiten) Fluss. Wir paddeln durch eine ruhige, idyllische Landschaft: Wasser, Felsen, Bäume. Und das nur wenige Kilometer entfernt von Karlskoga.
Ca. 3 km vor dem Ziel legen wir eine Regenpause ein. Schon bald paddeln wir weiter, bis dann ca. 1,5 km vor Karlskoga die nächste Wetterfront kommt und einen langen, heftigen Regenschauer bringt. Wir legen an und stellen uns unter. Der Regen will einfach nicht aufhören. Weil ringsum keine Besserung in Sicht ist und es schon fast 18 Uhr ist, entscheiden wir uns, die Tour schon hier zu beenden. Wir rufen Francis an und bitten ihn, uns hier abzuholen.
Leider gibt es in der Kanuzentrale keine Möglichkeit zum Duschen. Francis empfiehlt uns, dies in der Freizeitanlage "Lunedets", ca. 11 km nördlich von Karlskoga entfernt. Diese befindet sich in schöner Lage direkt am "Berglagskanalen" und bietet einen Campingplatz und diverse Freizeiteinrichtungen. Nach unserer Grundreinigung machen wir uns auf den Rückweg bzw. es ist ja Midsommar und wir wollen uns unterwegs als krönenden Abschluss der Schwedentour nach einer entsprechenden Party (und etwas zum Essen) umschauen. Leider werden wir nicht fündig – weder in punkto Party noch Essen. Selbst in Askersund ist keine Fete in Sicht – und die Restaurants (und Tankstellen!) sind alle geschlossen. Die Straßen sind wie ausgestorben – weit und breit kein Schwede zu sehen. Wir überlegen: Fußballspiel oder Atomkrieg – alle evakuiert oder im Keller? 50 km vor dem "Tankende" finden wir endlich eine geöffnete Tankstelle. Die "Operation Midsommar" lassen wir ausfallen und machen uns endgültig auf den Heimweg – und dabei auf die Suche nach Essbarem. Nachdem wir ca. 10x die Autobahn verlassen haben und vor verschlossenen Rasthaustüren standen, werden wir in einem Motel endlich fündig. Wir sind schon einigermaßen enttäuscht von den Schweden: die nehmen sich frei und schließen sich dann zu Hause ein (zumindest in dieser Gegend)!
Bei Dauerregen fahren wir weiter gen Helsingborg und parken ca. 70 km vorher unseren Wagen, um eine Mütze Schlaf zu nehmen.
3 Stunden später fahren wir leidlich ausgeruht weiter zur Fähre nach Helsingör, um Schweden mal wieder für ein Jahr zu verlassen. Bei 100%igem Sch…wetter an der Küste wird uns auch dieses Jahr wieder klar: das Wetter auf unserer Paddeltour war doch eigentlich gar nicht sooo übel!

Der Badeplatz Vanermo am Morgen
Das Camp Gustavström
Strand vor dem Camp Vraket
Und noch einmal das Camp Vraket
Blick vom Camp Vintersjön
Blick vom Camp Vintersjön "flußabwärts"
Die Kirche in Hällefors
Ehemaliges Bahnhofsgebäude ? in Hällefors
Fahrt von Hällefors zum Torrvarpen
Kurze Rast am Durchgang vom Torrvarpen zum Södra Torrvarpen
Abendstimmung am Torrvarpen
Auf dem Weg zum Camp Flosjönäset
Kurzer Rast am Ufer des Halvasnoren
Das Camp Flosjönäset
Und nochmal das Camp Flosjönäset
Unser Lager am Camp Flosjönäst
Blick vom Camp Tväranstorp
Der Svartälven kurz vor Karlskoga
Widerstandsfähige Kiefern an einer alten Eisenbahnbrücke kurz vor Karlskoga

Tourkritik/Fazit:

- insgesamt auf jeden Fall empfehlenswert wg. schöner, abwechslungsreicher Landschaft (Fluss, See)
- wir starteten in Tyfors – aber die ersten Kilometer kann man sich schenken
- daher unsere Empfehlung: Start erst ab (oder kurz vor) Gustavström
- ist als Familientour deklariert, dem können wir nur bedingt zustimmen
(z. T. recht lange Etappen / Seepaddeln bei Wind nicht ganz ungefährlich)
- insgesamt mehr Seepaddeln als Flusspaddeln + fast keine Strömung + zumeist Wind aus südlichen Richtungen (Gegenwind)
==> also nichts für Faule (recht anstrengend)
- je nach Situation u. Sichtweise positiv und negativ: man bewegt sich nicht ganz fernab der Zivilisation (fast immer in Straßennähe,
man kommt an einigen Orten vorbei bzw. durch – z. B. in Hällefors) – das beeinträchtigt etwas den "Wildnischarakter", dafür bietet
sich die Gelegenheit zum Aufstocken der Vorräte

Anfahrt/1. Tag
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Tourkritik
Schwedentour 2004 - Svartälven - Värmland © Ralf Hack alias "Der Feuerwerker" 2004